24.09.2025 - Einsatz auf der Terrasse
Wecker stand auf 01:10 Uhr; der innere Astro-Alarm ließ mich schon acht Minuten vorher erwachen. Lagecheck: Keine Wolken am Himmel, alles klar, bisschen trüb an den Horizonten. Das Teleskop stand schon seit dem Abend aufgebaut auf der Terrasse und wartete darauf, dass seine schlafwandelnde Besitzerin endlich hinzukommt. Für Dorfverhältnisse waren die Bedingungen okay, bloß das Seeing war nicht gerade der Hit. Pluspunkt: Der Kamin brannte noch. Komfortabel ließ es sich zwischendurch mal in der muckeligen, gemütlichen Stube erwärmen.
Der Kaffee war gut, heiß und die Autobahn laut, was will man mehr. Spontan biss ich mich in der Region um Eta Persei fest, denn da gabs so richtig was zu erleben. Trümpler 2 ist ‘n offener Haufen und bei 56x gut zu erkennen. Allerdings ist das Umfeld auch sehr reich und die Gruppe geht da schnell unter. Helle, lockere Sterne, loser Charakter. Auffällig ist eine zentrale Kette aus vier oder fünf Sternen; einer davon ist deutlich orange. Naja.
Ich habe dort einige Doppelsterne vor der Flinte gehabt, aber die meisten waren langweilig, daher lasse ich die hier weg. Interessant war STF 268, der bei 370x nur knapp getrennt zu sehen war und einen hohen Helligkeitskontrast aufwies. Komponente B ist deutlich schwächer und steht sehr eng an A; in Momenten ruhigerer Luft sind sie deutlich getrennt. Farblos. Und STF 301 – wenig Abstand, aber gut zu separieren. Hier war die Färbung ganz ansprechend: A blassorange, B ins Bläuliche tendierend.
Überraschung war der Haufen Czernik 12. 123x: Niedlich! Kleiner, kompakter Cluster mit ähnlich hellen (bzw. schwachen) Sternen. „Dahinter“ schien es noch grieslig zu sein. Mein Eindruck bei 370x: Eine gekrümmte und verwinkelte Stern-Schlange, deren Form mich ein wenig an den Stierkopf im Logo von Wacken erinnerte.
Ich machte eine kurze Kaminpause (neue Holzscheite reinstopfen und die Pfoten dran wärmen), und als ich wieder zurückkehrte und prüfte, wo das Teleskop nun wohl hinzeigen mochte, war ein heller, satt tiefroter Stern ins Gesichtsfeld gewandert. Nanu! NGC 1220: Überraschend klein und kompakt. Enge Kiste. Wirkt trotz einiger Einzelsterne zunächst noch gepudert. Bei höherer Vergrößerung blieb der Haufen immer noch eng, aber die hellsten Sterne lösten sich heraus, v.a. am Rand. Im Inneren blieb es weiterhin stiebig. Insgesamt tropfenförmig. Auch nicht schlecht.

Dann folgte ein wenig Kost für lichtgeplagte Beobachter, die aber nicht sehr interessant war und mich nicht zum Digitalisieren der Aufzeichnungen motivieren. Ich war dann in der Nähe von Kronberger 18, der nicht auf dem Zettel stand, aber trotzdem meine Neugier weckte. Zitat: „zunächst nur Quatsch!“ und so wollte ich schon weiterziehen, doch nach längerem Hinschauen schält sich an einer markanten Raute ein schwaches Gewölk heraus, das aus einigen Einzelsternen zu bestehen schien. Ein paar blitzten dezent heraus. Bei 370x manifestierte sich der Eindruck. Die Einzelsterne waren da… sie waren einfach da… aber das „Gewölk“ ringsum war verschwunden.
Mit dem Fernglas hatte ich bereits mehrfach versucht, die Zielregion von C/2025 A6 Lemmon anzupeilen. Das Ding muss ja wohl hell genug sein. Ich fand es aber nicht. Warum nicht? Die Koordinaten waren falsch. Warum waren sie falsch? Weil die KI von Google nur Scheiße ausspuckt. Auf den Mist falle ich nicht nochmal rein und schau lieber in verlässlichen Quellen nach. Die Kometengegend war zum Glück aber schon ausreichend hoch über die Weiden aufgestiegen, sodass ich gleich mit dem Dobson draufhalten konnte. Bei 56x: Große und helle Wolke mit kräftigem Kerngebiet (nicht mittig), auf den ersten Blick ganz ähnlich wie am Freitag. Aber der Teufel steckt im Detail! Die Koma fächerte sich zur Seite nicht mehr so stark auf wie vor vier Tagen, wuchs nach „hinten“ raus dafür aber weiter heraus. Viel weiter. Schweif-Alarm! Ich war sehr überrascht, wie lang und v.a. gut erkennbar der war. In Schweinitz hatte ich davon noch nichts bemerkt. Cool!

Tief am Südhorizont wuselten ein paar harmlose Wolkenbänke vor sich hin. Der restliche Himmel war blitzeblank. 04:20 Uhr. Reicht. In Erwartung, mich nochmal ins Traumeland verabschieden zu können, packte ich alles ein und rauschte davon.