19./20.09.2025 - Gastspiel im Fläming

Ich muss seeehr weit in meinen Beobachtungsbüchern zurückblättern, um den letzten Eintrag aus Schweinitz zu finden. Der datiert vom Mai 2013. Letztmalig im Fläming überhaupt war ich im Februar 2015. Es ist also genug Zeit vergangen, um dort auch mal wieder aufzukreuzen. Glücklicherweise stand mir organisatorisch nichts im Wege und das Wetter versprach eine herrlich klare Nacht zur Neumondzeit, und die wollte genutzt werden.



Ich war schon am frühen Abend vor Ort und vertrieb mir die Zeit im Dorf; irgendwann um halb 8 bezog ich Stellung am Beobachtungsplatz, genoss in Ruhe Abendbrot und baute, mithilfe meiner freundlichen und kompetenten Assistenz, den Dobson auf. Die übliche Anspannung und Nervosität vor einer langen Nacht machten sich allmählich bei mir breit; je weiter die Dämmerung voranschritt, desto hibbeliger wurde ich. Am Himmel waren noch großflächig Zirren verteilt, die abschreckend wirkten, doch die Prognosen sagten ein Aufklaren voraus, also waren Optimismus und die nötige Geduld angesagt. Immerhin Windstille. In Wiesen und Feldern ringsum zirpten lautstark die Grillen und das übliche Hundegebell im Dorf rundete die Geräuschkulisse ab. Gegen Dreiviertel 9 knirschte es auf dem Feldweg und ein Auto näherte sich mit astronomenfreundlichem Standlicht - Martin und Uwe kamen an, den Kofferraum voller Fotoausrüstung. Selbst im Dunklen erkennt man sich nach über 10 Jahren des Nichtsehens noch wieder, denn die schwarzen Silhouetten vorm finsterblau-verzirrten Himmel waren immer noch dieselben. Die alte Connection am alten Platz - ich freute mich sehr.

Nach der ausführlichen Begrüßung und Vorstellungsrunde gabs einen umfassenden Check der Lage. Mir wurde erklärt, dass der kleine Hügel, hinter dem wir standen, „Karlsberg“ getauft wurde – benannt nach dem Bier, welches traditionsgemäß vor Beginn der Nacht verzehrt wurde. Was haben sich denn da für skandalöse Sitten eingeschlichen?! Die beiden Herrschaften suchten dann ihre Bodenmarkierungen vom letzten Mal ("Ich finde meinen Stein nicht mehr", "Der lag doch hier, aber hier wächst jetzt was!") und bauten dann das Equipment auf, während ich damit beschäftigt war, meine übereifrige, pausenlos quatschende Assistentin mit warmem Tee, Astrokeksen und schönen Anblicken im Okular zu versorgen. Die Kameras waren noch nicht mal alle ausgepackt, da hatte ich schon die absoluten Highlights drin: Vega ("das strahlt so hell!"), Albireo ("was Orangenes und der andere daneben blau"), den Hantelnebel ("das sieht komisch aus") und später noch Saturn ("ich seh nichts"). Mir wiederum wurde erklärt, wo der Zahlen-Stern und der Ballerina-Stern sind. Ich gebe zu, die kannte ich noch nicht, die stehen in keinem Atlas drin. Und wie es sich gehört, entstanden unmittelbar danach am Tisch die ersten Zeichnungen des Gesehenen. Ach, und die ISS gab sich auch noch die Ehre und zog als gleißend heller Lichtpunkt einmal über den ganzen Himmel, durch den Zenit hindurch an Deneb vorbei.



Es war bald an der Zeit, meine Entourage bettfein zu machen, und als ich 22:30 Uhr wieder ins Dunkle herausfiel, war ich überrascht: Die Zirren waren weg und hatten einen blitzeblanken Himmel hinterlassen. Unerwartet war jedoch die sehr hohe Luftfeuchte von Anfang an, denn schon beim Aufsuchen von Saturn zuvor waren die Sucher komplett beschlagen. Und auch die Schuhe waren nass. Unangenehm, denn ich hatte nur ein Paar Turnschuhe mit. Es ging leider auch null Wind, der alles ein bisschen trockenpusten würde. Ansonsten war es ausgesprochen mild in dieser Nacht. Wir stellten Überlegungen über das Seeing an, welches gar nicht so schlecht schien, zumindest auf dem ersten Blick.

Erstes Objekt war ein kleiner Asterismus im Drachen, Watson 2, der in der Übersicht noch am besten aussah. Er fiel auf, wenn möglichst viel Gesichtsfeld drumrum ist, geht bei höherer Vergrößerung aber etwas unter. Lose, ausfgelöst. Zackiges Muster, wie ein W oder M mit ein bisschen schwächerem Gewusel ringsum. Insgesamt nicht so wahnsinnig spannend.


Es folgte NGC 6757, die sich schwächer als erwartet präsentierte. Ein länglicher Nebel, O-W-liegend, mit einem Vordergrundsternchen an der westlichen Spitze. Das Zentralgebiet war nur mäßig heller als der Rest. Bei 190x zeigte sich im Inneren ein schwacher, stellarer Kern; entlang der Hauptachse verblieb ein körnig-granulierter Eindruck, den ich aber nicht weiter auflösen konnte. - In der Nachbetrachtung: Auf dem DSS zeigen sich zwei Vordergrundsterne westlich des Kerns, die beide ähnlich hell wirken. Ich habe, relativ deutlich, nur einen gesehen, wahrscheinlich den äußeren, auch wenn der in der Zeichnung knapp noch Teil des Halos ist. Der ist jedenfalls heller als der innere. Ganz verstehen tu ich das allerdings nicht; in meiner Vorstellung hätte der innere auch sichtbar sein sollen.

Ich hörte, dass Uwe darüber klagte, dass er wohl eine Kamera zuhause vergessen hatte, und Martin analysierte die Beschaffenheit des Bodens ("das ist so erdig!"). Inzwischen kam ein leichter Wind auf, der uns sehr willkommen war, weil wir uns davon ein Wegpusten der Feuchtigkeit versprachen. Das hatte auch funktioniert; die optischen Flächen waren bald wieder frei. Es kamen abwechselnd warme und kühle Luftpakete aus Ost-Richtung auf uns zu. Teilweise war es so warm, als hätte jemand einen Fön angestellt.



Ein weiterer Asterismus ist Ferrero 27, ebenfalls im Drachen. Schon in Übersichtsvergrößerung tat sich ein kleines Sternenknäuel hervor; höher vergrößert löste sich dieser in sechs unterschiedlich hellen Sternchen auf, die sich in einem flachen, zusammengedrückten Ring eng aneinanderordnen. Lustiges Ding!

Bei der Beobachtung von NGC 6757 zuvor kam Uwe vorbeigeschneit und bat drum, mal Bescheid zu geben, wenn ich was drin habe, was für "Normalsterbliche" auch zu sehen ist. "Oh." Fortan zermarterte ich mir das Hirn, was ich da anbieten könnte. Auf dem Weg zu einem gesuchten PN wählte ich M 39 als Orientierungspunkt und ein riesiger, dreieckiger Haufen strahlte mir im Okular entgegen. Na, das ist doch was! Die beiden Herren warfen einen Blick auf den Sternhaufen. Ist nicht das spannendste Objekt, aber immerhin. Ich hörte, wie die beiden anschließend einen Kaffeeklatsch abhielten und ihre "Bemmen" aßen. Gemütliche Runde. Ich hingegen steuerte auf Minkowski 1-79, einem PN nicht weit weg von M 39 und mitten in einem reichen Feld. Bei 190x zeigte sich eine rundliche Scheibe nahe einer Sterngruppe. Bei 370x und mit [OIII]-Filter setzte sich der Nebel deutlich besser vor dem wuseligen Feld ab und war nun deutlich oval-langgezogen. Kein Zentralstern. Der mittlere Bereich erschien mir etwas kräftiger gestaltet und entgegen der Achse versetzt; im Inneren wiederum fiel die Helligkeit dezent ab.

Die Grillen zirpten unablässlich und der Wind hielt die Feuchtigkeit gut in Schach, Gott sei Dank. Der Nachthimmel machte einen richtig tollen Eindruck. Zwar war die Milchstraße in den tiefen, trüben Horizontgebieten im Westen nicht mehr zu sehen, doch darüber hinaus, v.a. im Zenit, war sie sehr kräftig und hell. Wunderbar! "Richtig schön heute", freute ich mich.


Weiter ging es mit Berkeley 8. Nur durch Ortskenntnisse überhaupt zu erkennen. Zwischen zwei Feldsternen versammelten sich ein paar schwache Sterne ähnlicher Helligkeiten, lose und locker, kein Haufencharakter. Das noch schwächere Sternengewurschtel dazwischen war nicht mehr zu sehen. Der Doppelstern unmittelbar daneben war nicht zu trennen, auch wenn er bei 370x länglich wirkte.


"Anne, wie war das nochmal mit dem Einstand?", hörte ich Uwe rufen. Ach ja, da war was. Ich hatte eine große Box mit selbstgebackenen schwedischen Zimtschnecken (Kanelbullar) angekündigt, die ich für meine Wiedereingliederung unter die Leute bringen wollte. Ich stellte die Box in die gemütliche Kaffeerunde dazu; am Ende der Nacht waren dann nur noch zwei übrig, also scheinen sie gemundet zu haben. Der bunte Objektemix ging weiter mit IC 239, einer Galaxie, die erst auf den zweiten Blick so richtig ins Auge fiel. Das Umfeld war sehr markant und lenkte von dem schwachen, runden Nebelbausch ab, welcher an einem auffälligen Sternviereck positioniert ist. Bei zu hoher Vergrößerung verschwand die Galaxie im Hintergrund wegen ihres sehr diffusen Erscheinungsbildes; die genauen Grenzen ließen sich nicht erkennen. Stufenloser, weicher Übergang in den Himmel.

NGC 1169 war ein bisschen komisch. Eine kräftige Galaxie im Okular, die zu erkennen kein Problem war. Im hellen Zentrum ein stellarer Kern, umgeben von einem rund-ovalen Halo. Bei 370x sah das Innere seltsam aus: Der "Kern" war nicht genau zentral, sondern ein Stück versetzt, sodass ich darin eher einen sehr engen Vordergrundstern vermutete. Der eigentliche Kern dagegen war schwächer.

Während ich die Galaxie zu portraitieren versuchte, schneite Uwe vorbei und verwickelte mich in ein Gespräch über den zurückliegenden Alpen-Urlaub und die generelle, vertrackte Situation mit den Beobachtungsplätzen da oben. Parallel dazu sinnierte Martin über seine vertrackte Situation mit den Kabeln zwischen Teleskop und Laptop. Bald darauf schickten sich zwei Autos an, aus dem militärischen Sperrgebiet im Norden herauszueiern und blendeten dabei natürlich ordentlich herum. "Jetzt kommter, jetzt kommter", rief Uwe aufgeregt, Martin fluchte, und als die PKW an uns vorbeirollten, sprangen sie beide zu ihren Teleskopen und versuchten abzublenden, was noch abzublenden war. Ich musste lachen. Schönes Schauspiel.


Zu dem Grüppchen NGC 7383/7385/7386 hatte ich mir nur wenige Notizen gemacht. Bei 123x tauchten drei Galaxien-Bausche auf, die sich im leichten Bogen nebeneinander anordneten. Die -5 und -6 waren auffällig, die -3 hingegen schwächer. Dazu schälten sich noch weitere Bällchen aus dem Hintergrund heraus. Allesamt sehr kompakt, klein, kullerig und vollumfänglich strukturlos.

Ein paar Meter neben mir verharrte Uwe, der den Nordhorizont oberhalb des Truppenübungsplatzes im Blick hatte. "Siehst du das?", fragte er. "Diese Lichtpunkte da über den Bäumen?" Ich gesellte mich hinzu und versuchte zu ergründen, was er meinte. "Jetzt gerade sieht man es nicht mehr. Das sind irgendwelche Drohnen, die da hin- und herfliegen." Ich schaute angestrengt, sah da aber nur zwei Sterne des Großen Wagens herumbaumeln. "Nee, ich seh nix." Latschte zurück zu meinem Tisch; kaum angekommen, wurde Uwe wieder laut: "Jetzt sind sie wieder da!" Ich latschte zurück und schaute. "Ich seh nix!" - "Ja, jetzt sind sie auch wieder weg." – „Na toll!“ Ich wollte gerade wieder davonlatschen, als ich tatsächlich mehrere sternartige Lichtpunkte knapp über den Baumwipfeln wahrnahm, die sich in absonderlicher Weise bewegten. Hin und her, im Kreis, relativ schnell, und dann wieder verblassten. Sowas habe ich noch nie gesehen und konnte es kaum glauben. "Das ist ja verrückt!" Es waren anscheinend Drohnen, die die Typen im Militärgebiet herumfliegen ließen und damit irgendwas übten. Laut Martin und Uwe sieht man die relativ oft, v.a. seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine. Seltsames Treiben; ich fand es ein wenig gruselig. Wer weiß, was die da drinne für komische Spiele spielen.

Es war halb 2 durch und die Grillen zirpten weiterhin unentwegt vor sich hin. Uwe freute sich über Komet Nr. 5 in dieser Nacht. "Und das ist ein richtig heller diesmal." - "Richtig hell, das heißt?" - "Ja, 14. Größe." - "Oh ja, das ist ja richtig irrsinnig hell", lachte ich. "Die anderen waren um 18mag rum." Bei mir gings mit 12,4mag weiter: NGC 7722 ist ein Objekt auf meiner schönen Staubband-Liste, zählt aber nicht zu jenen, bei denen das Band easy sichtbar ist. Zunächst schnell zu übersehen, löste sich bei 123x ein runder Wattebausch heraus, recht kompakt und gut abgegrenzt, deutlich heller in der Mitte. Überraschenderweise und wider Erwarten ließ das Staubband bei 370x ganz gut und eindeutig erkennen, in Form der vielbesungenen harten Kante, die den Ostteil der Galaxie recht abrupt abschneidet, während die Westhälfte "normgerecht" diffuser auslief. Der innere Hauptbereich war daher kein runder Blob mehr, sondern ein helles Ei. Cool, hätte ich nicht gedacht! Ansonsten lag NGC 7722 hübsch in ein Umfeld mit mehreren nahen Vordergrundsternen eingebettet.

Ein verlockendes Kaffee-Angebot schallte über den Platz; Martin und ich trabten mit Tasse an und ließen uns einschenken. Obwohl ich komplett gegen meinen Biorhythmus arbeitete, war ich noch froh und munter. Wir verquatschten uns mal wieder eine Weile, ehe ich weitermachte und in die Giraffe schwenkte, mit der ich mich neulich am Schreibtisch etwas genauer auseinandergesetzt hatte. Der Doppelstern STF 389 zeigte sich bei 370x deutlich getrennt, aber viel Platz war da nicht zwischen. Beide Beteiligten in weißblauem Farbton. Doppelstern STF 396 bei 370x sehr komfortabel getrennt, ein weiter Abstand. Farblich irgendwie gelbweiß + blassrosa/weiß. Dann der Doppelstern Web 2, welcher schon in Aufsuchvergrößerung gut aussah: Locker getrennt und ausgesprochen farbintensiv. Die hellere Komponente leuchtete in sattem Orange, und der Begleiter war blau gefärbt. Richtig schön, toller Kontrast! Gefiel mir sogar fast besser als Albireo eingangs der Nacht; die Farben von Web 2 waren irgendwie tiefer, gesättigter.

Ein PN, NGC 1501, die "blaue Auster", die für meine Augen farblos und grau blieb. Beim Aufsuchen war sofort ein heller, runder Rauchkringel zu sehen. 123x: "kreisrund, rel. homogen, Inneres könnte dunkler wirken". Bei 370x brach der PN dann auf: "toll!" Der Zentralstern zeigte sich sehr leicht und die Ringstruktur bildete sich eindeutig heraus. Insgesamt nicht mehr ganz kreisrund. An zwei Seiten war der Rand dicker, stärker. Das Innere erschien mir unruhig und undefiniert faserig, könnte aber auch an optischen Effekten liegen, die der Zentralstern inmitten der zweiseitigen Schale verursachte.

Nächstes Ziel, ebenfalls in der Giraffe, war der Offene Haufen IC 361. Groß, ziemlich sternreich, aber schwach und alles eng und dicht gepackt. Bei 123x war, abgesehen von den äußeren Einzelsternen, nichts aufzulösen. Mit höherer Vergrößerung änderte sich das und aus der diffusen Wolke blitzten viele einzelne, schwache Mitglieder heraus, auch wenn insgesamt ein unaufgelöster, "grieseliger" Eindruck zurückbleibt. Auffallend war der relativ sternleere Innenbereich; die meisten Haufenmitglieder gruppierten sich ringförmig ums Zentrum herum.


Es war fast 03:00 Uhr und die beiden Herrschaften bemerkten, dass einer der Deichselsterne des Großen Wagen ausgeknipst war - eine Wolke hatte sich unbemerkt davorgeschoben. Um den Moment zur Kometensuche nicht zu verpassen (der Zielbereich im Lynx war ja nicht so weit weg), holte ich mir die aktuellen Koordinaten von C/2025 A6 Lemmon ab und ging auf die Suche. Problem war, dass er nur wenig höher als die Baumwipfel im Nordosten herumflog. Ich hätte natürlich noch warten können, bis er etwas höher stieg, aber falls tatsächlich schon Wolken im Anmarsch sein sollten, stünde die Sichtung ganz auf der Kippe, und das will ja niemand riskieren. Also peilte ich in ... Grad Höhe und suchte nach dem Kometen. Dieser war dann bei 54x sofort und völlig problemlos zu erkennen. Ich rief die beiden Fotografen herbei und lud zum Durchgucken ein – gerade wegen des Kometen hatten sie sich gefreut, dass ein größeres visuelles Gerät dabei war, und abgesehen von der angeprangerten schwergängigen Fokussierung am OAZ (ey Mann ey, das lag an der hohen Luftfeuchte) waren sie ähnlich angetan von dem Anblick, den der A6 ihnen bot. Irgendwer sagte was von zehnter Größenklasse - never ever, der war viel heller, wahrscheinlich 8mag oder so. Eine große, ausladende, runde Koma, die in einem hellen, nicht ganz mittigen Kern kulminierte und sich nur leicht nach Nordwesten auffächerte, was wir als Schweifansatz interpretierten. Die fotografischen Aufnahmen zeigten hinterher einen langen, dünnen Schweif, aber der war visuell - zumindest auf dieser niedrigen Höhe - nicht zu sehen. Schönes Ding, hell und groß! 

Die Feuchtigkeit kehrte allmählich zurück; das Papier wurde klamm und meine Turnschuhe waren vom nassen Gras auch schnell durch. Und allmählich ließ die Konzentration bei mir nach, weil die Müdigkeit sich breitmachte. Aber so schön, wie der Himmel war, wollte ich noch nicht die Segel streichen. Besonders gefiel mir der Orionaufgang; der Osthorizont war glasklar bis tief herunter, ohne nennenswerte Extinktion, sodass man minütlich dabei zuschauen konnte, wie sich das Sternbild mit nachrückenden Sternchen vervollständigte. Und zum Nordhorizont warf ich öfters Blicke, wo über der Waldkante aber keine weiteren Drohnen mehr zu sehen waren. Verrückt.


Der Haufen / Asterismus mit dem wohlklingenden Namen Al J0618.1+4849 riss mich auch nicht mehr vom Hocker, obwohl das kleine, lockere Grüppchen durchaus ganz niedlich anzusehen war. Rings um einen helleren Stern verkleckern sich einige weitere Sternchen, die locker voneinander getrennt waren.

Letzte Objekte waren der Doppelstern Web 5 („naja, weit, blass gelb-blau“) und Renou 27 („nix! nur schwache, sehr lose u. zufällige Ansammlung ohne Haufencharakter“), und dann beendete ich meinen Einsatz. Es war 04:00 Uhr; zu dieser Uhrzeit sitze ich normalerweise längst mit dem ersten Kaffee auf dem Sofa. Die Müdigkeit schlug also voll rein, aber für einen geordneten Abbau des Instrumentariums reichte es schon noch. Von den beiden fotografischen Kollegen verabschiedete ich mich und nahm wieder die Box mit den zwei erwähnten verbliebenen Kanelbullar entgegen.