03./04.03.2007 - Meine erste Mondfinsternis!!

Die Wettervorhersage war schlecht, und es hat den ganzen Tag über geregnet, oder zumindest genieselt. Trotzdessen habe ich um viertel 11 meine Sachen gepackt und bin rausgegangen - mit Regenschirm. Es hat immer noch geregnet, und ich war fast völlig verzweifelt, da der sichtbare Teil der Finsternis bereits begonnen hat. Unter Fluchen und Bangen sah ich in den Himmel. Ich saß mit Regenschirm und Taschenlampe auf einem Holzstuhl auf dem Rasen (wie ich es prophezeit hatte) und mein ganzes Equipment stand regengeschützt - der Dobson in der Gartenhütte rechts neben meinem Stuhl und der Newton und mein ganzer anderer Kleinkram auf der Terrasse.

Das blieb erstmal alles da, wo es war.



Nach ewigem Studieren von Wetterkarten, Wolkenkarten, Satellitenkarten, Infrarotkarten und anderen Karten gab ich meine Hoffnung allmählich auf. Aber ich hatte noch diesen Funken Hoffnung, ein letzter Rest Optimismus, aber das Wetter sah absolut nicht danach aus. Zumindest verlor der Himmel diesen einheitlichen Farbton, dieses dunkelrot-braune bedeckte Zeugs und es kamen dunkelgraue Löcher in die Wolkendecke. Der Himmel bekam Strukturen. Das hob erstmal meine Laune, dennoch nieselte es weiter, mal mehr, mal weniger stark.

Und es wollte einfach nicht aufklaren.


Im Astroforum konnte ich schon erste Aufnahmen der MoFi bestaunen und wurde fast neidisch. Es war mittlerweile kurz nach halb 1, die Totalität war schon seit 23.44 voll im Gang und neigte sich ihrem Ende zu. Ja, und ich konnte eine Totalität sehen - der Mond wurde total von den Wolken verfinstert. Man muss in einer solch verzweifelten Situation alles mit Humor nehmen, ne...


Gegen 01:00 Uhr kam mein Bruder nach Haus. Ich stürmte herunter, und wollte dann noch einmal hinausgehen. Tür auf, Schuhe angezogen, Tür zu. Es hatte mittlerweile seit ein paar Minuten aufgehört zu regnen. Ich ging über die Terrasse, bis die Überdachung nicht mehr im Weg war und sah gen Himmel. Zuerst war nichts zu sehen, doch nach ein paar Sekunden tauchte ein schummriger, heller Fleck auf. Noch unentschlossen starrte ich dahin - bis er sich zu einer verwaschenen, flauen, aber deutlichen Mondsichel änderte. Ich schoss ins Haus und machte allen deutlich, dass sie doch bitte mit raus kommen mögen. Doch nur mein Bruder folgte der Anweisung. Ich rannte wieder raus, griff mir meinen kleinen Newton und stellte ihn auf der Terrasse auf. Anschließend legte ich "Mamas Kamera" wie üblich auf dessen Tubus, stellte eine 30-Sekunden-Belichtung ein und löste aus.

Yahoo, mein allererstes Bild einer Mondfinsternis! Das beschreibt den visuellen Eindruck recht gut.

Ich konnte mein unerwartetes Glück noch gar nicht fassen. Mit dem Fernglas machte ich eine „wunderschöne“ diffuse Mondsichel aus, ich habe die Totalität also um wenige Minuten verpasst. Schade! Aber das macht eigentlich nichts, wenn man dafür dann doch noch entschädigt wird. Mein Bruder hatte mittlerweile seine Schuhe angezogen und stand auch auf der Terrasse. Ich drückte ihm das Fernglas mit den Worten "Ich stell mal den Dobson raus" in die Hand. Taschenlampe gegriffen und losgehastet Richtung Gartenhütte. Bäh, der Boden war durch den Regen unglaublich schlammig und matschig und rutschig und es schmatzte so ekelig wenn man drüberläuft. Ich packte die Rockerbox und stellte sie auf den Boden. Mir fiel dann meine Kamera wieder ein, ich brauchte Bilder! Ich rief rüber "Hau mal die Kamera nochmal an!" Doch mein Bruder hatte nicht verstanden was ich eigentlich wollte. Also rannte ich wieder rüber. Dann passierte das, was kommen musste. Im Eiltempo lief ich über den Rasen, bis zu einer bösen matschigen Stelle. Ich rutschte aus und fiel fröhlich in den Dreck. Meine Taschenlampe flog zwei Meter weiter auf den Terrassenboden und leuchtete weiter ruhig vor sich hin. Unter Fluchen stand ich auf und hörte meinen Bruder lachen. "Hier sollteste nicht rennen!" Dennoch drückte ich, auch wenn mir der Schlamm vom Ärmel tropfte, erneut auf den Auslöser der Kamera. Die Mondsichel wurde immer klarer und heller.

Ich lief zurück zur Gartenhütte und holte den Dobson-Tubus raus. Vorsichtig, damit er ja nicht dreckig wird! Ich hob ihn in die Rockerbox und stellte ihn ab. Keine Zeit und keine Lust, die Federn zu befestigen. Ich nahm die Reduzierung und die drei Deckel (einmal Tubus und zweimal Sucher) ab und legte sie auf meinen Holzstuhl. Dann wurde nochmal zurückgehastet. Ich brauchte die Okulare, die in der Stube standen und tat das 32er in den Auszug, peilte im Sucher die immer noch leicht diffuse Sichel an und schaute dann durch. Der Anblick war zugegebenermaßen nicht allzu ästhetisch. Die Wolken schluckten eine Menge Details und alles war irgendwie verwaschen. Aber das war der erste Anblick einer MoFi durch ein Teleskop. Mein Bruder kämpfte immer noch mit dem Fernglas, kam dann aber doch über den Rasen zu meinem Außenposten und schaute durch das Okular.



Mein Bruder trat den Rückweg ins Haus an und war auch schon verschwunden. Nun war ich also allein. Ich konnte (endlich) meinen MP3-Player anmachen. "I can feel it, coming in the air tonight..." dröhnte es durch meine Kopfhörer. Ja! Ich wusste, dass sie noch kommt, die Mondfinsternis, heut Nacht! Sehr gut. Ich lief erneut zurück zur Terrasse und schnappte meinen Newton und stellte ihn neben meinem Holzstuhl auf. Auf den Tubus legte ich meine Videokamera. Auf eine Videoaufzeichnung habe ich mich so sehr gefreut. Ein richtige Doku über Halbschatten und Totalitäten und Austritte und Kontakte... Naja, ich konnte zumindest was von Austritten aufzeichnen, ist auch mal was... Doch aller Vorbereitung zum Trotz - die Kamera war falsch eingestellt. Ich stand dahinter und musste manuell fokussieren, und das war nicht sehr einfach. Nachdem alles so war wie es sein sollte, widmete ich mich wieder anderen Dingen. Ich stand wieder mit Kamera am Dobson und konnte bereits eine Veränderung der Sichel feststellen.

Sie wurde größer und heller.

Die Wolken um den Mond herum waren da - aber unser kleiner Begleiter strahlte mich glücklich an, und ich strahlte zurück. Ich freute mich schon auf hochauflösende Bilder mit der kleinen Digicam. Aber ich musste feststellen, dass die Akkus total leer waren. Bevor ich sie aber wechselte, wollte ich noch ein Bild von der allgemeinen Szenerie machen, die sich da auf dem Hof befand. Also, Blitz an, Belichtung runter und - lächeln!

So hatte ich mir das vorgestellt. Auf dem Newton sieht man meine Videokamera mit dem ausgeklappten und gedrehten Display. Im Hintergrund ist mein Dobson. Dahinter steht der Holzstuhl, auf dessen rechter Lehne irgendein Okular den Blitz reflektierte und auf dessen Sitz meine Taschenlampe leuchtete.



Der Mond war mittlerweile schön hell. Ich konnte sogar einen schwachen Halo sehen, den ich aber nicht fotografieren konnte.

Ein Blick auf das Display der Videokamera verriet mir, dass das Akku schon fast leer war. Also musste ich nun wieder auf meine guten Vorbereitungen zurückgreifen. Ich ging zur Terrasse zurück und suchte eine Steckdose. Hinter einem kleinen Schrank befand sich eine - Glück gehabt. Ich rollte das Verlängerungskabel aus und steckte den Stecker hinein und ging mit dem Ladekabel und dem Verlängerungskabel zurück zur Kamera. Ich verkabelte alles miteinander - doch, oh Schreck! Es klappte nicht. Die Kamera bekam keinen Strom. Was war hier los? Ich schluckte und prüfte noch einmal alles, aber alles war korrekt vernetzt. Ich kabelte das Ladekabel wieder ab und legte es auf die Ablage des Stativs. In der Stube fragte ich meinen Stiefvater, der noch wach war, ob "die Steckdose da vorne" überhaupt funktioniere. Er gab mir den Ratschlag, den "untersten Schalter da vorne" anzumachen, dann "bekommt die Saft". Ok. Schalter angemacht, rausgegangen, Schuhe an, Tür zu. Ich kabelte alles wieder zusammen, und mir fiel ein Stein vom Herzen. Jippie, es funktioniert. Nun brauchte ich mir keine Gedanken mehr über die Stromversorgung der Kamera zu machen, denn sie hängt jetzt am Netz. Gut.


Ich wusste: Es ist bald geschafft, die MoFi ist bald vorbei. Es war mittlerweile 01:40 Uhr, und um 02:12 war die sichtbare Phase vorbei. "Why do all good things come to an end?"

Auf den Bildern wurde der Mond immer dunkler. Ich sah zum Himmel auf - Wolken. Es ging wieder los... Weitere Bilder zeigten mir nur "the dark side of the moon". Teilweise auch gar keine side.



Nun, das war auch das Ende des visuellen Genusses. Die Wolken haben wieder gewonnen. Ich baute den Dobson ab und lagerte ihn wieder in der Gartenhütte, denn ich befürchtete, dass es wieder anfangen könnte zu regnen. Ich bastelte die Kamera vom Newton ab und entkabelte alles und zog das Zeug zur Terrasse. Eine Viertelstunde lang hatte ich dann "nichts" gemacht. Alles, abgesehen vom Holzstuhl, war wieder regensicher untergebracht. Ich wollte aber bis zum sichtbaren Ende der MoFi draußen bleiben, also bis 02:12. Ich sah den wieder fast-Vollmond durch die Wolken leuchten und trug deswegen den Newton wieder "ins Freie". Dabei passierte fast wieder ein Unglück - ich rutschte auf einer anderen Stelle aus, konnte mich aber noch retten - ich hatte ja das Stativ im Arm und konnte mich darauf abstützen. Nach dieser Schrecksekunde (mein Teleskop hätte in den Schlamm fallen können, und ich hinterher!) packte ich dann die große Kamera auf den Tubus und machte in regelmäßigen Abständen Bilder von der Mondregion und den durchziehenden Wolken mit einer Belichtungszeit von 7 bzw. 8 Sekunden bei ISO 100.

Nun war die Finsternis vorbei. Es war 02:12. Der Mond sieht wieder so aus wie wir ihn kennen. 02:16 Uhr. Weitere dunkle Wolken zogen über den Himmel, mal schien der Mond durch, meistens aber blieb er verschwunden. Traurig über das Ende und die verpasste Totalität, aber überglücklich über mein unerwartetes Glück packte ich alles zusammen und ging hinein. Ich merkte, wie sich Hartnäckigkeit, gute Vorbereitungen, Spontanität und Aktualität auszahlen. So ziemlich alles klappte wunderbar, bis aufs Wetter natürlich. Ich blieb noch eine Weile im Internet und sah mir Bilder von der MoFi in anderen Regionen Deutschlands an. Dann machte sich auch bei mir Müdigkeit breit. Ich sah mir noch die Videoaufzeichnung in Zeitraffer an, während ich schon im Bett lag. Dann machte ich alles aus und schlief ein. Und nun kann auch ich sagen: "MoFi 03./04.03. 2007 - Ich war dabei!"

 



Ein Beobachtungsgericht von AKE

Schönebeck, 04.03.2007

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