Warten auf den Halley: 1982 - 1985

Das Engagement und der Zusammenhalt der Jugendlichen setzten sich fort, die viel dafür taten, die lokalen Möglichkeiten auszuschöpfen und herzurichten. Am 03.02.1982 konnten sie, um eigene Berechnungen nachzuvollziehen, eine Sternbedeckung durch den Mond beobachten. Nach dem enormen Mitgliederschwund aus dem vorigen Jahrzehnt erlebte die Jugendgruppe wieder eine regelrechte Hochphase. So wurde Anfang März 1982 gemeinsam eine neue Wandzeitung für den Aufgang zur Sternwarte entworfen, die an der linken Wand hing und aktuelle Fotos zeigte. Man nahm mit dem Ergebnis an der „Messe der Meister von Morgen“, kurz MMM, teil. Es handelte sich dabei um einen von der FDJ organisierten Jugendwettbewerb in der DDR, analog zum heutigen „Jugend forscht“. Die Schönebecker erhielten für ihre Wandzeitung eine Anerkennungs-Urkunde von der Schulleitung. Desweiteren wurden im März sowohl verschiedene Beobachtungen durchgeführt (Mars, Praesepe-Sternhaufen), als auch Mond- und Planetenfotografie betrieben. Besonderes Augenmerk legte man auch auf die Stellung der Jupitertrabanten und die Änderungen in der Neigung des Saturn-Ringsystems. Auch an regelmäßigen Säuberungs- und Instandhaltungsmaßnahmen beteiligten sich die Mitglieder rege.

Am 17.04.1982 unternahm die Fachgruppe eine Exkursion nach Halle, um das Raumfahrtplanetarium zu besuchen. Daran konnte sogar der eigens dazu freigestellte J. Würpel teilnehmen. Zunächst stand die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten der Stadt an, um daraufhin, nach einem Spaziergang auf der Peißnitzinsel und dem Mittagessen, zum Planetarium zu gehen. Man lauschte einem Vortrag zum Thema Sonne, wo auch weitere Informationen über Sternbilder und Namensgebungen die Kenntnisse erweiterten. Das Angebot, sich Sternkarten zu kaufen, wurde gern angenommen. Die Meinungen der 13 Gäste aus Schönebeck waren einhellig: Es war ein schöner, interessanter und nachhaltiger Ausflug nach Halle, der, von Frau Jelinek zusammengefasst, in der „Volksstimme“ Erwähnung fand. Dies zeigt erneut die mediale Präsenz der lokalen Astronomietätigkeiten.


Am 30.04.1982, „am Ende des sehr kühlen Aprilmonats“, beendete Herr Ehrecke, der auch als Chronist tätig war, seine Schreibmaschinen-Aufzeichnungen mit dem Wunsche, dass noch viele weitere Höhepunkte erfolgen mochten. Übergeben wurde sie an Uwe Wohlrab, der sie ebenso akribisch (und handschriftlich!) fortführte. 


Seinen ersten Eintrag verfasste er über das Bezirksjugendseminar am 15./16.05.1982, das von der Fachgruppe Magdeburg in deren Astronomischem Zentrum ausgerichtet wurde und unter dem Motto „Veränderliche Sterne“ lief. Es gab diverse Vorträge über verschiedene Aspekte zu diesem Thema, die vom ehemaligen Leiter Gerhard Eschenhagen gehalten wurden, der 1966 in Magdeburg den Bau einer Volkssternwarte anregte und seit einiger Zeit als Schirmherr der dortigen „Szene“ fungierte. Ebenso berichteten andere Amateure über ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Veränderlichen Sterne. Diese Tagung wurde nur wenig frequentiert; lediglich die Fachgruppe aus Schönebeck zählte zu den Teilnehmern. Am zweiten Tag wurden die neuen Einrichtungen der Magdeburger Sternfreunde besichtigt. 1981 hatte man die „Sternwarte Nord“ eingeweiht, die mit einem 150/2250-Coudé-Refraktor von Zeiss als Hauptgerät ausgestattet war – das Schmuckstück unter der 3-m-Kuppel. Auch dieses astronomische Zentrum existiert heute nicht mehr; das Gebäude wurde 2004 abgerissen.

Am 03.07.1982 wurde die nächste Exkursion durchgeführt. Drei Fachgruppenmitglieder reisten nach Jena, um das Zeiss-Planetarium zu erkunden, das bereits seit 1926 der Öffentlichkeit zur Verfügung steht und damit das älteste betriebsbereite Planetarium der Welt ist. Auch dieser Ausflug wurde zum Erfolg, da sich das Wochenendwetter von seiner schönen Seite zeigte und die Hobbyastronomen in den Genuss der Jenaer Gastfreundlichkeit kamen. Knapp zwei Wochen später, vom 16.07. bis 25.07., erlebte die Schönebecker Fachgruppe ein Novum: Erstmalig konnten zwei Mitglieder, Katrin Jelinek und Uwe Berthan, am zentralen astronomischen Jugendlager in Kirchheim teilnehmen, was die vorigen, jahrelangen, vergeblichen Versuche beendete, an diesem Ereignis teilzuhaben. Dies entspricht heute dem Astronomischen Sommerlager, das von dem überregionalen Verein der Sternfreunde ausgetragen wird. Am 20.07. ereignete sich zudem eine partielle Sonnenfinsternis über Schönebeck, die jedoch wegen Schlechtwetter nicht verfolgt werden konnte.


Für die „repräsentative Darstellung Ihrer Anliegen“ wurden dem Fachgruppenleiter im September 200 Kopfbögen zugestellt, deren Verwendung („sparsam“) und Beschriftung streng geregelt war.


Zum Jahresende, am 15.12., fand ein Fachgruppentreffen statt, bei dem Frau Jelinek einen Vortrag über Beobachtungsziele im Winter hielt, was den Abschluss einer Vortragsreihe darstellte. Es hatten weitere Mitglieder über den Sternhimmel in den einzelnen Jahresabschnitten referiert: Frau Dürr über Sommersternbilder, Frau Fiebig über die Polregion, Herr Wohlrab über den Frühling und Frau Jelinek auch über den Herbsthimmel. Außerdem sprach man über die Vorbereitungen eines für Februar 1983 geplanten Beobachtungsabends. Der technische Aspekt der verfügbaren Instrumente und deren Leistungsfähigkeit sollten beleuchtet und überprüft werden. Man hatte ins Auge gefasst, an einem dunklen Ort außerhalb der Stadt das Potential des Telementors auszuschöpfen. Abgesehen davon plante man, mithilfe einfacher Mittel eine geografische Ortsermittlung durchzuführen und neue Sternfeldaufnahmen anzufertigen. Am Morgen dieses Datums ereignete sich außerdem eine zweite partielle Sonnenfinsternis, deren Anblick den Mitgliedern jedoch ebenfalls verwehrt blieb.


Nur vier Tage nach dieser Versammlung, am 19.12., trafen sich einige Sternfreunde zur Weihnachtsfeier auf dem Bierer Berg. Es handelt sich dabei um eine weitere, 83m hohe „Erhebung“ vor den Toren Schönebecks, der für die Naherholung und Kultur genutzt wird. Dort befinden sich heute ein Bismarckturm, ein Heimtiergarten und eine Freilichtbühne, und auch die Gaststätte, in der 1982 die astronomische Fachgruppe ihren Jahresausklang genoss, existiert noch immer, obwohl sie seit Kurzem (November 2013) geschlossen wurde. Man blickte auf das vergangene Jahr zurück und zog eine recht positive Bilanz. Höhepunkt war, gleich zu Beginn, die Mondfinsternis, doch auch über den Zustrom an Interessierten und drei Neumitgliedern und die zahlreichen Beobachtungsergebnisse zeigte man sich sehr erfreut. Ebenfalls Erwähnung fanden sowohl die eifrigen Berechnungen von Herrn Ehrecke, der sich intensiv mit der Kometenbahn von 1P/Halley auseinandersetzte, als auch der Selbstbau von Uwe Wohlrab, der sich fortan an einem 80/840-Zeiss-Refraktor erfreuen konnte.

Der Januar 1983 ließ nur eine Beobachtung zu, bei der man eine Sternbedeckung durch den Mond verfolgte. Wie man es im Dezember geplant hatte, führte die Fachgruppe ihr Vorhaben am Sonntag, den 13.02.1983 aus und „erklomm“ den Bierer Berg mitsamt drei Refraktoren und dazugehörigen Stativen und Montierungen. Man hatte auf gute Bedingungen gewartet, d.h. ein klarer, wolkenloser Himmel und entsprechende Durchsicht, doch letztendlich waren sie für die Zwecke der Fachgruppe nicht ausreichend. Hinzu kam, nach dem starken Dauerfrost tagsüber, ein Temperaturfall auf -10°C, was die Astronomen zum baldigen Rückzug veranlasste. Trotzdem ließ sich festhalten, dass die Entfernung von der hellen Stadt den Blick in den Sternenhimmel sehr positiv beeinflusste, und Wiederholungen waren gewünscht. Am nachfolgenden Wochenende (19./20.02.) fand die 9. zentrale Tagung Astronomie in der Berliner Archenhold-Sternwarte statt, die die Schönebecker Katrin Jelinek und Ronald Rieth besuchten. Zu einer spontanen Zusammenkunft aufgrund des guten Wetters kam es am 21.02., wobei sich drei der Jugendlichen auf der Bürgel-Schule mit Beobachtung und Fotografie auseinandersetzten.



Die nächste Exkursion führte die Fachgruppe am 14.05.1983 nach Erfurt, worüber auch wieder ein kleiner Artikel in der „Volksstimme“ abgedruckt wurde. Das heutige Gelände des egaparks war ab 1961 regelmäßig Schauplatz für die Internationalen Gartenbauausstellungen (IGA), wo sich auch Erfurts 1950 errichtete Volkssternwarte befindet – das erste Ziel an diesem Tag. Der Hauptamtliche Leiter, Günter Loibl, der die Einrichtung von 1978 bis 1995 führte und sich sehr engagierte, nahm sich der Schönebecker an und erläuterte ihnen die vorhandene Ausrüstung. Im Vordergrund standen dabei der 130/2330-Zeiss-A-Refraktor, der mittlerweile bereits über 100 Jahre alt ist, und die Technik zur Sonnenbeobachtung. Es gab freien Blick auf einige Flecken. Am Nachmittag reiste die Fachgruppe mit dem Bus zur Beobachtungsstation Kirchheim, auf einer Anhöhe neben dem Dorf befindlich und großen Eindruck hinterlassend. Die Anfänge der Sternwarte sind im Jahre 1968 zu finden; seitdem haben die Ortsansässigen im reinen Selbstbau das Gelände und die Immobilien errichtet, darunter auch die 6-m-Kuppel. 1982 wurde eins der damals größten, durch Amateurhand geschaffenen Spiegelteleskope mit einer Öffnung von 50cm eingeweiht. Das Personal war im Mai ‘83 mit Renovierungsarbeiten zugange, begrüßte die Besucher aber sehr herzlich, zumal es für Manche ein Wiedersehen war, und führte sie durch die Einrichtung.


Im Sommer fand sich nur ein Eintrag den Weg in die Fachgruppenchronik: Vom 01. bis 08.08 nahmen die Mitglieder Claudia Dürr und Ronald Rieth am Jugendlager im ostsächsischen Drebach teil. Die dort ansässige Volkssternwarte wurde 1969 eröffnet und liegt in sehr ländlicher Umgebung. Seit 1986 besitzt man dort ein eigenes Planetarium – deutschlandweit das einzige Zeiss-Planetarium in ruraler Gegend.


Am Wochenende des 22./23.10.1983 stand die Bezirkstagung im vorharzlichen Halberstadt auf dem Plan, die sich ganz den Kleinkörpern in unserem Sonnensystem widmete. Es wurden viele Vorträge gehalten, u.a. über Komet Halley und Meteorbeobachtung. Einer der Referenten war Erich Bartl, Gründer der Volkssternwarte Apolda und weithin bekannter Astronom, der knapp zwei Jahre später in Bulgarien verstarb. Das Tagungslokal beherbergte außerdem eine Ausstellung, die „Astronomische Einrichtungen im Bezirk Magdeburg“ präsentierte. Am darauffolgenden Tag es eine Führung durch das astronomische Zentrum von Halberstadt.


Generell widmeten sich die Schönebecker Fachgruppe sehr intensiv den Körpern im Sonnensystem. Zahlreiche Kurzvorträge wurden zu diesem Thema angefertigt und bei den Treffen gehalten („Jupiter und seine Monde“, „Planet Saturn – scheinbare und wirkliche Bewegung“). Die Planetenbeobachtungen dienten entweder dazu, Ergebnisse und Grundlagen für die Referate zu erlangen, oder um die Vorträge hinterher durch praktische Erfahrungen anschaulicher zu gestalten.


Im November organisierte die Kulturbund-Arbeitsgruppe der Numismatiker im Schönebecker Kreismuseum eine Münzausstellung, die vom 12. bis 20.11. lief. Die Astronomen konnten im Zuge dessen eine kleine Hobbyschau präsentieren, wo sie den Interessierten einige Exponate ihrer Arbeit auslegten. Es handelte sich dabei u.a. Berechnungen und Modelle zum Halley’schen Kometen, Astrofotos und selbstgebaute Teleskope.

Halley war auch nachfolgend ein beliebtes Thema, denn schließlich handelte es sich dabei um einen der bekanntesten Kometen, dessen Wiederkehr im Jahre 1986 schon sehnsüchtig erwartet wurde. Am 14.12.1983 zunächst hielt Herbert Ehrecke im Rahmen eines regulären Treffens einen 90-minütigen Vortrag über die eifrigen Bahnberechnungen, die er zu diesem Zwecke erstellt hatte, griff dabei auf Dias zurück und ging auch auf neue Erkenntnisse bzgl. Eigenschaften, Aufbau und Sichtbarkeit ein. Dies zeigte seinen Zuhörern, welche Möglichkeiten ein „einfacher“ Hobbyastronom hatte, eigene Berechnungen anzufertigen. Im Anschluss daran folgte eine Weihnachtsfeier, welche wieder auf dem Bierer Berg stattfand.



Am Sonnabend, den 03.03.1984, zeigte sich die Fachgruppe verantwortlich für die Ausrichtung der erweiterten BFA-Sitzung. Das Sportheim „Karl Tessmann“ in der Burgwall-Straße im Stadtteil Frohse wurde als Veranstaltungsort ausgewählt, wo man ein weiteres Mal in vielfältiger Weise die Arbeit der Astronomen präsentierte. Uwe Wohlrab hielt einen gut ausgearbeiteten, langen Vortrag über das allgemeine Wirken seiner Arbeitsgruppe, was den Gästen derart gefiel, dass der BFA-Vorsitzende dieses Referat mitnahm. Ferner berichtete man über die Planung einer Jugendtagung in Wernigerode und wertete die Rechenschaftsberichte der Bezirksfachgruppen aus. Daneben hatte man einige Exponate, wie Astrofotos und Fernrohre, zur Ansicht bereitgestellt, die positiv aufgenommen wurde. Zum Abschluss ließen sich die BFA-Mitglieder die Schönebecker Sternwarte in der Bürgel-Schule zeigen.

Dass es der Jugendfachgruppe nicht an „Nachwuchs“ fehlte, vermerkte Herr Wohlrab im April und hinterlegte dies mit einem betitelten Gruppenfoto. Seit dem Januar waren sechs neue Mitglieder hinzugestoßen, darunter Guido David, dem in der späteren Zeit noch weitere Bedeutung zukommen sollte. Einige Sternfreunde besaßen mittlerweile außerdem eigene Geräte, sodass man nicht mehr ausschließlich auf dem Dach der Bürgel-Schulsternwarte angewiesen war. Im März wurden zwei Neuzugänge begrüßt, die bei den Beobachtungen vom Orionnebel und verschiedenen Sternhaufen beiwohnen konnten und den Umgang mit den Telementoren erlernten. Ein weiteres Novum aus dieser Zeit war die Einführung eines Beobachtungsbuches.


Als Mitte Mai bereits sommerliche Temperaturen von über 20°C herrschten, unternahm die Fachgruppe am 18.05., kurz vor dem Wochenende, eine Exkursion nach Potsdam. Das Urania-Planetarium des Astronomischen Zentrums wurde 1968 seitens der Stadt eröffnet und verwaltet. Damals befand es sich noch im Neuen Garten, einem großen Parkgelände, wurde jedoch bis Anfang 2007 an anderer Stelle neu errichtet, um es mit der Bürgel-Gedenkstätte zu vereinen. Das Zentrum beherbergte unzählige Literatur von und über Bürgel, und konnte den Schönebeckern „interessante Vorträge“ bieten. Dies galt auch für die Sternwarte in Babelsberg, dem heutigen Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, das auch international große Bedeutung und Ansehen genießt. Vor allem für die jüngeren Mitglieder war dies ein besonders eindrucksvoller Ausflug.

Für die partielle Sonnenfinsternis am 30.05.1984 hatten sich acht Hobbyastronomen in der Schulsternwarte versammelt, mit dem Ziel, den Verlauf zu beobachten und die einzelnen Phasen fotografisch festzuhalten. Leider war es nur möglich, die erste Hälfte des Schauspiels zu beobachten, da wieder einmal aufziehende Bewölkung aufkam und die vollständige Dokumentation verhinderte.


Um die eigene Sternwarte „auf Vordermann“ zu bringen, investierten die Jugendlichen der Fachgruppe im Juli und August insgesamt 120 Arbeitsstunden ihrer Ferienzeit und verpassten der Decke, den Fensterrahmen und Innenwänden, sowie dem Säulenstativ einen neuen Innenanstrich. Außerdem erhielt man einen eigenen Schrank. Da sich die Zahl der Mitglieder mit 16 zu einem Höchststand aufgeschwungen hatte, standen genügend Kräfte zur Verfügung, die geplanten Neuerungen zu realisieren und vermehrt Beobachtungen durchzuführen. Als kritisch erachtete man die Anordnung der beiden Säulenstative, da die Aufstellungen zu hoch waren, wodurch man „Unbequemlichkeiten“ bei der Benutzung des Teleskops akzeptieren musste.

Über ein Wiedersehen mit Gerhard Eschenhagen konnten sich einige wenige Fachgruppenmitglieder freuen, die am 22.11.1984 ins Astronomische Zentrum Magdeburg fuhren. Sie bekamen den großen Coudé-Refraktor, von dem im Text bereits die Rede war, zu sehen und besuchten das Zeiss-Kleinplanetarium, welches bereits seit dem Jahr 1977 im Einsatz war.



Die erste Hälfte des Jahres 1985 war von ungünstigen Wetterbedingungen getrübt. Bis in den Spätfrühling hinein hatte es in fast ganz Deutschland noch Schnee gegeben und sehr niedrige Temperaturen hielten den kalten Winter lange aufrecht. Es war der Fachgruppe daher kaum möglich, Beobachtungsabende durchzuführen. Im März nahmen die beiden jüngsten Mitglieder, die Siebtklässler Andreas Schwarz und Ralf Grögor, sowie Andreas Frank an der Schulmesse teil und hatten zu diesem Zwecke Exponate angefertigt. Erwähnenswert waren dabei die Darstellungen der Bahnverläufe der Erde und deren Schwesterplaneten, der Venus. Herr Frank war am 11. und 12.05. zudem beim zentralen Jugendseminar Astronomie in Sohland an der Spree zugegen. Kurz zuvor, am 04.05., hatte man einen öffentlichen Beobachtungsabend für die totale Mondfinsternis geplant, die aber wegen des schlechten Wetters nicht verfolgt werden konnte – wie so viele andere angestrebte Treffen.


Am darauffolgenden Samstag, am 18.05.1985, unternahm die Schönebecker Fachgruppe die nächste Exkursion in Angriff, an der viele Mitglieder teilnahmen, um nach Berlin zu fahren. Auch Herbert Ehrecke hatte sich der jugendlichen Truppe angeschlossen. Man unternahm zunächst einen „kleinen Stadtbummel“ bei schönem, sommerlichem Wetter und fuhr anschließend in die bekannte Archenhold-Sternwarte im Treptower Park. Diese Einrichtung besteht seit 1896 und beherbergt das längste Fernrohr der Welt, den Großen Refraktor mit einer Öffnung von 68cm, einer Länge von 21m und einem Gewicht von 130 Tonnen. Zusätzlich besitzt man, neben diversen weiteren Instrumenten, seit 1982 ein Planetarium. Das Observatorium ist seit jeher ein Besuchermagnet, was auch die Schönebecker Fachgruppe zu spüren bekam, die eine Führung durch die „überfüllte Sternwarte“ erlebte. Doch auch trotzdessen, und trotz der Tatsache, dass man auf Schienenersatzverkehr zurückgreifen musste und der Palast der Republik geschlossen hatte, behielt man den Tag als sehr stimmungsvoll in Erinnerung, den man mit einem Besuch im Kulturpark abschloss. Dieser einst beliebte, gut besuchte Freizeitpark wurde 2002 geschlossen.

Nachdem man sich in den Vorjahren nur theoretisch mit dem Halley’schen Kometen auseinandersetzen konnte, wurde es nun langsam ernst – sollte er doch 1986 sein nächstes Perihel durchlaufen. Am 19.09.1985 fand das zweite Fachgruppentreffen nach der Sommerpause statt, das den Hobbyastronomen einen klaren Himmel bescherte. Man nutzte diese Gelegenheit, sich verstärkt mit der fotografischen Technik auseinanderzusetzen, um für Halley gerüstet zu sein. Dazu gehörte auch das Erlernen der Justierung einer parallaktischen Montierung. Hierfür begab man sich wieder ein Stück stadtauswärts zu einer beliebten Parkanlage in Bad-Salzelmen, dem Tannenwäldchen, und verbrachte dort einen ganzen Abend mit der Fotografie. Als Übungsobjekte hielten M 31 und M 13 her.

Ende Oktober reduzierte sich die Zahl der aktiven Mitglieder auf 12. Mit Jürgen Würpel und Annekatrin Jelinek waren zwei Aktive ausgeschieden, da sie nach Erfurt bzw. Halle wegziehen mussten. Am Treffen zur Mondfinsternis vom 28.10.1985 nahmen sie daher nicht teil – wodurch ihnen jedoch nichts entging, denn dieses Ereignis hatte sich hinter hartnäckiger Bewölkung verborgen.


Im November gelang dann die langersehnte erste Sichtung des ebenso lang ersehnten Kometen 1P/Halley. Am 09.11., als der Schweifstern in der Nähe von τ Tauri stand, konnten ihn die Mitglieder David und Berthan mit dem Cassegrain der Sternwarte beobachten. Halley durchwanderte das Sternbild Stier und seine Helligkeit entwickelte sich erwartungsgemäß und zeigte sich in der Anfangszeit zunächst als ein „unansehnliches Objekt“ siebter Größenklasse. Der 16./17.11. stellte für Uwe Wohlrab einen persönlichen Meilenstein dar, denn es gelang seine erste Kometenaufnahme (von mittlerweile 100). Trotz ungünstiger Witterung und diesigem Himmel baute er den 80/840-Refraktor auf, blieb über Mitternacht und lichtete Halley ab, der sich gerade dicht bei dem Plejaden-Sternhaufen aufhielt. Ende des Monats hatte sich die Helligkeit unerwartet auf etwa fünfte Größenklasse gesteigert, doch das fortwährend schlechte Wetter vereitelte zunächst eine weitere Beobachtung, obwohl man sich täglich akribisch auf die Position des Kometen vorbereitete. Nach zwei Wochen der Durststrecke notierte Wohlrab: „Halley versteckt sich“, und Mitte Dezember folgte die nächste Bemerkung: „Halley noch immer hinter Wolken.

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