24.03.2012 - Wühltisch Virgohaufen, Teil II

Wieder sind wir schon zur Dämmerung auf die Beobachtungswiese gefahren. Die Bedingungen waren zunächst nicht so ideal wie am Vorabend, da viele Schlieren und Zirren v.a. am Horizont unterwegs waren. Eine richtige Suppe. Irgendwo aus dem Wald nervte ein Tier mit seinen Lauten - die komplette Nacht hindurch. ... Aber der Reihe nach!

Da mit DeepSky erstmal nicht viel los war, zielte ich auf Mars. Im 9er war zu erkennen, dass das Planetenscheibchen nicht mehr voll beleuchtet war - am Monatsanfang erst war er in Opposition. In der Mitte erahnte ich eine Dunkelstruktur, doch diese war nicht genauer zu bestimmen. Das Seeing tat sein Übriges.


Die Zeit verging, ohne dass es besser wurde. Aber über Langeweile konnte ich mich nicht beschweren. Ich führte viele gute Gespräche, u.a. mit dem bekannten Astrofotografen Torsten Hansen, der am Nachmittag einen Vortrag gehalten hatte. Er zeigte sich begeistert von der Herschel-400-Sache und schaute ein paar Mal durch den Dobson. Es war toll, mal mit jemandem über die visuellen Aspekte der Astronomie zu sprechen! Auch der Besitzer des Vierzehnzöllers, Herr Heising, schaute mal vorbei. Aber im Prinzip waren wir nur zu dritt bzw. viert auf dem Platz. Etwas später kam eine dreiköpfige Familie zu uns - Laien, die sich mit jemandem aus dem Verein verabredet hatten, doch sie fanden niemanden. Kurzerhand bekamen sie von uns eine kleine Himmelsführung und waren besonders fasziniert von h&chi Persei. Außerdem ein kurzes Intermezzo mit Garradd, der irgendwo im Großen Bären oder so unterwegs war.


Die ersten paar Stunden zogen viele, viele Wolken übers Firmament und ließen keine ernsthafte Beobachtung zu. Dann wurden die Lücken immer größer und man erhielt einen guten Blick auf das, was dahinter war.


NGC 4666 war zum ersten Objekt auserkoren. Im 20er zeigte sich ein länglicher, W-O-ausgerichteter Nebel ohne Kern. Das Westende schien sehr spitz, während es bei der gegenüberliegenden Seite etwas diffuser auslief. Im Zentralbereich sah ich angedeutete Unregelmäßigkeiten und einen schwachen, sehr zarten Kern, der etwas außermittig saß. Etwas höher vergrößert löste sich südlich der Galaxie ein kleiner Doppelstern auf. Der westliche Teil des Zentrums war leicht zerfasert und gemottelt; undeutliche Lichtknoten.


Das zweite Ziel der Nacht hieß NGC 4665. Im 26er war sie eine auffällige runde Galaxie mit einem hellen konzentrierten Zentrum und stellarem Kern. Im Halo schien ein Vordergrundstern zu stehen. Das 20er kam zum Einsatz. Ich sah ein flächiges Zentrum. Im Vergleich mit einem benachbarten Stern war der Kern deutlich schwächer. Nördlich von diesem vermutete ich einen Lichtknoten oder einen Vordergrundstern. NGC 4665 war nahezu kreisrund. Höhere Vergrößerungen brachten keinen Zugewinn an Details.


Gleich daneben findet man NGC 4636, die heller und auch größer war als ihre Nachbarin. Rundliche Form mit einem Achsenverhältnis von 1:1,5. Im hellen Zentrum befand sich ein stellarer Kern. Im 15er zeigte sich eine deutliche Eiform. Das Objekt war völlig detaillos und lief allmählich in den Hintergrund aus.


Ebenfalls direkt in der Nähe war NGC 4643, die in dem Trio das schwächste Mitglied war. Es offenbarte sich ein kompakter, kleiner Nebel, der länglich geformt war (1:2,5) und einen starken Zentralbereich aufwies. Das 20mm-Okular zeigte eine linsenförmige Gestalt (konvex) mit feinem Kern in der Mitte. Eine höhere Vergrößerung brachte einen ähnlichen Eindruck. Der Kern war kaum wahrzunehmen. Der umgebende Halo verschwamm im Himmelshintergrund.


Bis 00:30 Uhr pausierte ich kurz und pilgerte zurück zur Unterkunft. Feststellung: Wir waren nur noch zu dritt. Der Himmel war mittlerweile erste Sahne. Leider hatte ich vergessen, mich mal mit der Grenzgröße auseinanderzusetzen. Hätte sich gelohnt. Erstaunlich, wie sehr die Qualität der Transparenz zugenommen hatte!


NGC 4595 präsentierte sich als sehr einfaches und auffälliges Objekt. Etwas ovale Form. Mehrere undeutliche Lichtknoten waren im Zentrum zu erahnen. Im 20er sah ich zwar keinen direkten Kern, doch dafür einen gemottelten Zentralbereich. Vor allem nördlich der Galaxie befanden sich einige Vordergrundsterne.


Das letzte Objekt der Nacht trug die Bezeichnung
NGC 4429, deren Suche mich wohl etwas verwirrt hatte. Zitat: "hoffe, das ist richtig!" Im 26er eine recht helle Galaxie, die mich an eine "Mini-M31" erinnerte. Form länglich, 1:4, und abgerundete Spitzen. Ausrichtung O-W. Die Galaxie grenzte sich gut vom Hintergrund ab und besaß einen punktförmigen Kern. Bei etwas höherer Vergrößerung fiel auf, dass das flächige Zentrum ungleichmäßig und irgendwie S-förmig wirkte. NGC 4429 lag am Ende einer kleinen Sternkette.


Nach dieser Beschreibung brach ich die Schotten ab, da ich schon sehr müde war und meine Konzentration nicht mehr richtig aufrecht erhalten konnte. Es war 02:00 Uhr. Da warens nur noch zwei.

 


Ein Beobachtungsbericht von AKE

Schönebeck, 13.06.2012

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