09./10.09.2016 – Der Heilige Bimbam

Trotz eher suboptimaler Zirrenprognosen für den nördlichen Alpenraum konnten wir die Füße einfach nicht stillhalten. Das Wochenende stand vor der Tür und noch ließ der zunehmende Mond mehrere dunkle Stunden zu. Noch – denn mit jedem weiteren Tag geht er später und später unter. Wir ließen uns am Abend mit dem Losfahren Zeit und kamen trotzdem ziemlich früh am Sudelfeld an, so gegen halb 11. Aber macht nix – es gibt weitaus schlimmere Ecken auf der Welt, an denen man auf den Monduntergang warten kann.



Normalerweise. Denn an diesem Freitagabend fand das große Meeting sämtlicher Kühe in der Region direkt neben dem Beobachtungsplatz statt. Was ja prinzipiell nichts Schlimmes ist, wären da nur nicht diese entzückenden akustischen Signalanlagen, mit denen sie alle ausgestattet waren. Mit einem kollektiven, langanhaltenden, bimmelnden Tusch wurden wir empfangen. Sie machten den Zufahrtsweg zum Hintereingang dicht, sodass das keine Option war, obwohl die Parkfläche diesmal leer war. Ich ließ mit äußerst ungutem Gefühl das Auto rechts vorn stehen.

Ansonsten eine nette Stimmung mit dem tiefen, gelben Mond, Windstille und angenehmen Temperaturen (16°C). Ein bisschen schleierig schien es im Westen schon noch zu sein, doch das Zeug sollte im Laufe der Nacht abziehen, was es dann auch tat. Nach Teleskopaufbau, Justage etc. war immer noch massig Zeit. Ich saß erst im Auto, zog mir was an und bediente den Messmich (67% Luftfeuchte) und machte dann mal wieder einen Spaziergang hinauf. Zirpende Grillen neben mir und ein dumpfes Klopfen hoch über mir. Das Schöne: Kein nerviges Gonggonggong der Kuhgang. Ich beobachtete, wie Normans rote Taschenlampe unten umherwanderte, und später auch das Licht seines Kameradisplays. Jippieee, Fotos!


Der Mond ging kurz vor Mitternacht orangerotgefärbt hinter den Bergen und Baumwipfeln unter. Nach ein paar eingeräumten Minuten Karenzzeit, in denen seine Lichtglocke verblasste und ich müßiggängerisch und gähnend auf dem Boden rumlag („ich könnt mich jetzt hier hinlegen und einschlafen“), machte ich mich über die Objektliste her. Erstes Ziel war MCG -3-53-25 und -23, die mit -14° Deklination im Steinbock recht tief stehen. Am nördlichen Ende einer größeren, gebogenen Sternkette und relativ lichtschwach präsentierte sich ein strukturloser, rundlicher Nebel (-25). Unmittelbar östlich davon blitzt ein weiterer Tupfen heraus, der einen länglichen und „aufrecht“ stehenden Eindruck macht; das wäre also, messerscharf gefolgert, die -23.

Das Seeing war gar nicht so schlecht. Eigentlich sogar ziemlich gut. Da machte ich mir Hoffnungen, dass die „Saturn-Galaxie“ NGC 7184 ihre innere Struktur zeigt. Leider Fehlanzeige. Das Objekt selber war hell und auffällig trotz des tiefen Standes, länglich (1:3) geformt, aber kein Saturn. Wer weiß, ob das überhaupt geht. Ich bildete mir ein, dass es südwestlich des Kerns etwas heller war, aber nach der Auswertung war es genau das – eine Einbildung.


Es tat ein komisches dumpfes Geräusch inkl. Glockengeläut aus Richtung des Autos. Oh no. Ich eilte hinüber. Eine neugierige Kuh war gerade dabei, die hintere rechte Seitentür zu untersuchen und dongte mit der Schnauze dagegen. Haust du wohl ab da, du dämliches Mistvieh! Meine Skills im Vertreiben von Viehzeug sind wohl schon ganz gut und größentechnisch setzte ich heute einen neuen Rekord. Die Kuh machte einen erschrockenen Satz zur Seite, als sie meiner furchteinflößenden, wutentbrannten Gestalt gewahr wurde und zog beleidigt von dannen. Eine andere Kuh lag chillig ein paar Meter hinterm Kofferraum und sah uns bei diesem kleinen Tanz zu.

Nebenan klagte Norman, dass meine Objektempfehlungen allesamt nicht ganz easy waren. „Da hast du mir ja ein paar Funzeln rausgesucht!“ – „Gar nich, die sind alle voll toll.“ Es war halb 1 und ich widmete mich einem Objekt, das wiederum mir am Nachmittag empfohlen wurde. „Hey, die sieht ja toll aus!“, hatte ich gesagt. „Die mache ich!“, hatte ich gesagt. „Ja, die ist super“, hatte Norman gesagt, mit voller Überzeugung. Auf deine Tipps fall ich nicht nochmal rein. Die Rede war von UGCA 432. Aufm DSS ganz schick mit einem auffälligen Doppelstern an der Westflanke, im Teleskop ein Elend. Der Doppelstern mit dezenter Orange- und Blaufärbung war schnell gefunden und ein eindeutiger Indikator, dass man die Zielregion dingfest gemacht hatte. Aber – wo war die blöde Galaxie? Häh? Irgendwann tauchte ein schwacher, ovaler, nebulöser Wisch auf, zum Glück an der richtigen Stelle und in der richtigen Dimension. Aber ohne helleren Kern o.ä., einfach nur ein dämlicher schwacher Wisch. „DU hast mir da ja AUCH was rausgesucht! Boah ey.“ – „Was denn?“ – „UGCA 432.“ – „Ah, ja, die ist wirklich nicht so einfach…“ - Ach!

Wesentlich schöner und freundlicher war NGC 7393, auch da irgendwo in Aquarius. Auffälliges, längliches Objekt. Das kernlose Zentralgebiet wirkte kastenförmig und unruhig; nach Westen hin heller und bauchig – Indiz für die markante „D“-Struktur. Ziemlich cool.

Das laute Gebimmel macht einen wahnsinnig. Norman tat mir leid, denn der stand noch näher am Zaun als ich, in direkter Nachbarschaft zu einer neugierig zuschauenden Dame. Die Kühe hatten aber auch andere Sounds drauf, denn zwischen dem Gonggonggong arbeitete sich heftiges, angestrengtes Geschnaufe ein, so als wären die grad wieder vom Halbmarathon eingeflogen.

NGC 7416, ihres Zeichens eine „helle Nebelwurst“ und O-W-liegend, besaß ein helles Zentralgebiet, das ein bisschen parallelogrammartig im Galaxienkörper eingebettet lag. Am südwestlichen Ende des Zentrums löste sich ein isolierter Knoten ab. Im Norden wirkten jene Bereiche, in denen es in die Randpartien östlich und westlich überging, heller und besser abgegrenzt. Interessantes Ding!

Neulich am Sonnenberg hatte ich mich gewundert, was mit NGC 7428 los war, zu der ich mir die Notiz „rund, Ring mit Kond.“ in den Atlas eingraviert hatte. Beim späteren Blick aufs DSS-Bild tauchte aber bloß ein strukturloser ovaler Nebel auf. Des Rätsels Lösung: Ich hatte zwei Ziffern vertauscht und „7248“ ins Feld eingetickert. Clever. Okay, dann also auf ein Neues, denn die richtige 7428 sieht auch hochinteressant aus und verdient einen Revisit. Ich sah einen runden Nebel mit stellarem Kern und angedeuteten breiten Balken, der sich NO-SW durch das Rund zog. An den umgebenden schwachen Halo war freilich nicht zu denken.

Blick um 01:20 Uhr nach oben: Die Transparenz war fantastisch – diesmal absolut „harzwürdig“. „Das Zodiakalband ist echt deutlich und hell. Aber das nur informationshalber für dich, du musst dich jetzt nicht dran versuchen.“ – „Ha, nee, das wird eh nix. Aber es ist auf jeden Fall echt gut dunkel.“ Vor allem im Steinbock war es ein auffälliges Band und schraubte sich gen Osten in höhere Gefilde. Der kleine warme Becher Kaffee im Auto ging runter wie Öl. Also – der Kaffee natürlich, nicht der Becher selber. „Boah ey“, sagte Norman, als eine der Kühe besonders eifrig und ununterbrochen mit ihrem Glöckchen gongte. „Die hat echt den Beat drauf.“ – „Tja. Ich frage mich wirklich, wie die das immer so rhythmisch hinkriegen. Unfassbar.“ Norman ergänzte resignierend: „Heiiiiliger Bimbam.“ – „Jaaaaaah, im wahrsten Sinne des Wortes!“ Wir lachten uns kaputt.


Nicht übermäßig lange hielt ich mich bei NGC 7483 auf. Helles Zentralgebiet in einem rundlichen Halo, aber der Balken ließ sich nicht gesondert separieren.


Es ging ein paar Grad südöstlicher zu IC 1505, die einen Teil von Arp 295 bildete. Kann man zumindest denken, wenn man Ronalds Atlas Glauben schenkt. Die IC steht eigentlich weiter westlich und eigentliche Arp-Partner waren PGC 72155 und PGC 72139 (bzw. MCG -1-60-21). Das Arp-295-Label ist im Atlas viel zu weit nordwestlich. Weil ich vor Ort jedenfalls mal wieder alles vergessen hatte, was ich davon irgendwann vor x Wochen mal aufm DSS (und sogar kurz zuvor erst bei Uwes Updates) sah, und leider eben Ronalds Atlas Glauben schenkte, achtete ich nicht auf den schwachen Streak von MCG -1-60-21, der außerhalb des Labels stand. Der Ärmste. Stattdessen sah ich nur IC 1505 und die 71255 als zwei schwache runde Bausche. Ne Skizze gibt’s davon auch, aber ohne den zweiten Arp-Partner ist das so ziemlich witzlos. Beim nächsten Mal weiß ichs besser.


Etwas weiter nordöstlich lockte dann eine Hickson-Gruppe mit hell dargestellten IC-Galaxien. Hey, cool. Eigentlich gar nicht zu verfehlen; ich habs aber trotzdem geschafft und muss irgendwo falsch abgebogen sein. Was ich mir notierte, hat mit HCG 97 nichts zu tun. Ich zitiere: „boah nee, 1 flächiges Objekt, aber klein, sdl davon VST [Vordergrundstern] und ndl. ein weiterer schwacher – das soll die Gruppe sein?!


Die allgemeine Verwirrung war mal wieder groß und ich verließ Karte 52, um an den Anfang des NGC-Katalogs zu springen. Zu NGC 273/4/5. 4 und 5 bildeten ein umwerfend cooles und enges Knäuel. Während 274 nur ein heller runder Ball war, zündete 275 ein wahres Feuerwerk an Struktur. In dieser Deutlichkeit ist man sowas gar nicht mehr gewöhnt. Scharf abgegrenzte, eckige Form mit 2 spitzen Ausläufern nach Südosten, ‘nen kurzen und ‘nen langen. Zwischen diesen Ausläufern wird’s nochmal deutlich dunkler. Fast schon en bissken wie ein Amboss. Die Flanke, die nach 274 zeigte, war außerdem heller ausgeprägt. Ach so, und etwas weiter nördlich konnte man auch noch eine längliche, spindelförmige NGC 273 bewundern.

Norman unterbrach sein eigenes Beobachten für ein paar schnelle Fotos, knisterte mit dem Papier der Müsliriegel und überlegte: „Die Glocke ist doch direkt neben deren Ohren. Dass die das selber aushalten?! Die haben echt die Ruhe weg.“ – „Wahrscheinlich finden die das selber voll geil, das Gebimmel.“ Es war Viertel 3.

Arp 127 wird gebildet aus NGC 191 und 191A, wobei der schwächere Part auch eine eigene IC-Nummer besitzt, 1563. Wie auch immer. Da war dieser große, runde, weich auslaufende Wattebausch ohne nennenswerte Details. Direkt südlich und fast noch im Halo drin war ein schwächerer kleiner Fleck. Mir zeigte er sich eindeutig rund, auch wenn das Anhängsel eigentlich klar länglich ist. Das Duo lässt sich übrigens richtig leicht auffinden, weil ca. 1° weiter nördlich eine sehr lange, markante, geradlinige Sternkette direkt auf das Objekt zeigt. Einmal dieselbe Strecke grob nach Süden verlängert und schon ist man da. Fand ich ‘ne nette und auch mal optisch ansprechende Ausuch-hilfe.

Okay, genug in den Niederungen des Himmels rumgeschwommen. Zu hoch zum Sitzen, zu tief zum Stehen – das krumme Gekauer geht irgendwann echt auf den Rücken und mein Nacken hatte auch die Schnauze voll. Meine Ohren sowieso. „Das gibt morgen üblen Tinnitus.“ – „Was?“ – „Üblen TIIIINNITUUUUS gibt’s morgen!“

Es ging in den Pegasus. Das Seeing war ja soweit gut und ich freute mich drauf, endlich mal die schöne scharfe Dustlane in NGC 7814 im eigenen Gerät zu sichten. Blöd nur, wenns trotzdem nicht klappt. Lediglich in den äußeren Bereichen abseits der Mitte deutete sich eine dezente Teilung an, die der Hauptachse folgte, sodass das Zentrum fast eingeschnürt wirkte. Aber leider kein durchgehendes Staubband.


Halb 3 gabs nochmal Kaffee, um den müden Anflügen Herr zu werden, ehe es mit neuer Kraft zu NGC 812 ging. Die war vielleicht das Highlight der Nacht und anscheinend eins der unbekannten Goldstücke im NGC-Katalog – denn viel findet man leider nicht darüber. Es zeigte sich ein längliches, grob N-S-stehendes Gebilde östlich eines Feldsterns. Generell war das Umfeld ziemlich sternreich. Auffällig war der Helligkeitsabfall nach Süden hin, während das Nordende a) breiter und b) eben heller war. Der Gradient war fließend. Die Galaxie zeigte ein wenig geschwungen und nach Osten gekrümmt. Das Südende war nicht spitz, sondern verbreitert und endete knapp oberhalb der Höhe des Feldsterns. Entlang der Achse wirkte 812 außerdem irgendwie grieselig, aber ohne, dass was Konkretes zu fassen war. Was für eine coole Überraschung!

Im Anschluss daran folgte ein kurzer Stopp bei NGC 828, die rund gestaltet war, aber nicht das Staubband zeigte, welches südwestlich am Kerngebiet vorbeiläuft. Auch weitere Unregelmäßigkeiten in der Helligkeitsverteilung wollten sich nicht Offenbaren, diese Schweinehunde. Außerdem stand der ganze Polter jetzt wieder so hoch, dass ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste. Zu hoch zum Stehen, zu niedrig für die Leiter. Das gab am nächsten Tag einen ordentlichen Krampf in der Wade.


Die große Verwirrung breitete sich wieder aus mit dem Duo UGC 1767 und 1772. Was auch immer ich da beobachtet und skizziert hatte – die beiden UGCs waren es jedenfalls nicht. Im Okular war ein größerer Nebel zu sehen („1767“), der im Inneren körnig wirkte. Bei 200x löste sich der Brei auf und 2-3 schwache, teils stellare Klumpen funkelten mich an. Ja Wahnsinn, was ist denn das für eine Überraschung? „1772“ stand daneben als kompakter, schwacher Ball. „TOLLES Duo!“, notierte ich begeistert. Bei der Auswertung hinterher machte sich dann Ernüchterung breit. Weder passte das Sternfeld, noch die Strukturen in der Galaxie, noch die Positionen der Objekte zueinander, und die Größenverhältnisse schon lange gar nicht. Bin noch dabei, rauszufinden, welches Knallbonbon ich mir stattdessen angeschaut hatte.


Es war 03:20 Uhr und eine sportliche Kuh umrundete einmal das eingezäunte Gelände. Um dann neben meiner Motorhaube stehenzubleiben und sich dran zu schubbern. Bevor die Glocke noch irgendwelche lustigen Kratzer in den kotzgelben Lack einarbeitet, spielte ich wieder Vogelscheuche und jagte die irritierte Milchmaschine davon. Gibt’s denn sowas. Der Wind war ein bisschen stärker geworden, aber nicht kritisch. Im Laufe der Nacht waren immer wieder sehr helle Sternschnuppen unterwegs, die ich meist nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. Schaute man hin, war nur noch die Nachleuchtspur zu sehen.


Next point war IC 284. Ein relativ großer Nebel, länglich und N-S-ausgerichtet. Der Inbegriff von „weich“. Die Galaxie ging sehr sanft und sachte in den Hintergrund über und erinnerte mich irgendwie an eine zarte Feder, so samtig, wie sie da im Dunklen stand. Toll! Das Umfeld selber war auch sehr hübsch. Südwestlich des Kernbereichs, noch im Halo der Galaxie, war eine zweite schüchterne Aufhellung sichtbar: 5ZW+319. Beinahe stellar, aber doch noch verwaschen. Hübsches Duo, so federweich und flaumig…

Alle Welt schwärmt immer von NGC 1514, dem berühmten Kristallkugel-PN im Stier. Ich habs in meiner Laufbahn 2, 3x probiert und nie was gesehen. Auch vor nicht allzu langer Zeit erst mitm 16er. Natürlich kein Grund, aufzugeben; man versucht es einfach nochmal. Und nun, nachdem es endlich geklappt hat, weiß ich auch, warum alle Welt immer von NGC 1514 schwärmt. Niedrig vergrößert ein fetter Hof rings um den Zentralstern, höher vergrößert dann enorm viele Details. Ich versuche erst gar nicht, die gelappte Schalenstruktur und die dunklen Einlässe zu beschreiben. Je länger ich hinsah, desto mehr gab es zu entdecken.

Nicht weit weg davon steht ein Haufen, den ich mir nicht markiert hatte, der aber im Atlas als helles Gefunkel gezeichnet war, namentlich Dolidze 14. Einfach mal hingucken. Ja, ganz nett. Ein markantes Dreieck, das vom fetten 41 Tau an der Nordspitze klar dominiert wird. Die anderen Ecksterne waren ebenfalls hell; einer von ihnen zeigte eine orangene Färbung. Der Haufen wirkte bei niedriger Vergrößerung am besten und war auch bei 56x schon aufgelöst, auch wenn einige der schwächeren Mitglieder im Inneren des Dreiecks schon recht eng beieinander standen.

Es war um 4 und ich fragte Norman, wie lange er noch bleiben wollte. Er plädierte allmählich für die Rückfahrt, was auch meinem Gefühl entsprach. „Aber wir brauchen noch ‘nen Rausschmeißer.“ Natürlich! Er wählte den Flammennebel bei Alnitak, obwohl ich ihn eingehend warnte, dass das Objekt selbst im 24“er eine äußerst grenzwertige Geschichte ist. Hab ich zumindest neulich gelernt, aber Norman hörte nicht auf mich und peilte ungeniert zu Orions Gürtel. Und, schlimmer noch, ich tat es ihm nach, weil mir selber nichts Besseres einfiel. NGC 2024 zeigte sich als riesige Nebellandschaft bei dem knallhellen Alnitak und war durchzogen von dem großen, zerfaserten Dunkelschlauch. Zwar recht dezent, aber eine wunderschöne Kombi. Und wo wir schonmal im Orion waren, peilte ich noch zu…Naaa? Nein, nicht M42, sondern zu Collinder 69, dem großen losen Sternhaufen rings um Meissa. Naja, kann man mal gesehen haben. „Hast du den Flammennebel noch drin?“ – „Nein, bin schon wieder woanders.“ – „Och MENNOOOOOOO!“ Endgültig rausgeschmissen haben wir uns mit M 35 und NGC 2158, den Norman bei sich nochmal eingestellt hatte.


Und so war es dann beendet, das Nächtle. Im wahrsten Sinne des Wortes geläutert und charakterlich gereift bauten wir ab, in der Vorfreude, bei der Abfahrt dann endlich wieder unsere Ruhe zu haben, auch wenn die sich als recht ereignisreich herausstellte. Eine megafette, lange Ölspur inkl. Blaulichtgewitter der absichernden Feuerwehr zwischen Bayrischzell und Fischbachau war zu bestaunen, und der frühe Morgenverkehr auf der A8 war nicht von schlechten Eltern. Irgendwann nach 6 Uhr hatten wir es dann geschafft und kamen hundemüde in der Arnulfstraße an.

 



Viele viele Buchstaben von AKE

Bernburg, 14.09.2016

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