März 2024, die gesammelten Werke

Organisationsmäßig hatte ich mal wieder das Pech, den Neumond nicht im Dunklen nutzen zu können, sondern mich zuhause verlustieren zu dürfen. Nicht gerade ideal, aber zum Rumjammern ist es dann doch noch nicht schlimm genug. Do/Fr war jedoch eine recht sinnlose Aktion; wenn die Motivation nicht vorhanden ist, kann man eigentlich gleich im Bett bleiben. Keine neue Erkenntnis, die gilt aber jetzt mehr denn je. 02:20 Uhr angefangen, klar, windstill, Frost, Seeing ist so lala. Helle Straßenlaternen leuchten überall rein; die Sternabbildung im Okular gefällt mir nicht. XXL-Kaffee verfehlt seine Wirkung. Eine gute Stunde später bin ich wieder im Bett verschwunden.


- v1 und v2 CrB: In der Übersicht tauchen zwei benachbarte Doppelsterne auf, beide jeweils in orangenem Farbton. 138x: Der nördliche scheint interessanter zu sein, hat der gleich mehrere Begleiter? 200x: Zwischen den jeweiligen Komponenten bestehen große Helligkeitsunterschiede, aber die beiden Begleitsterne zeigen keine nennenswerte Farbe. ... Wobei ich jetzt in der Nachbereitung gar nicht genau sagen kann, ob das überhaupt jeweils eigene Doppelsterne sind. Egal. Schön rot waren v1 und 2 CrB trotzdem! Typisches "Kanonen auf Spatzen" mit 16"... naja, wer kann, der kann... Aber in kleineren Gerätchen macht das Duo sicher richtig was her.

- ε Boo: Soll ein schöner Doppelstern sein, heißt es, aber ich kann den orangenen Lichtfleck nicht trennen. 


- NGC 5523: Bei 138x sicher gesichtet, aber überraschend schwach. Länglicher Hauch, nur bei indirektem Sehen. Homogen, kein abgesetzter Kernbereich. Diffuse Ränder. Höhere Vergrößerungen sind kontraproduktiv und bringen keine neuen Erkenntnisse.

- NGC 5557: Auffälliger, runder Bausch bei 200x. Kompaktes, helles Zentrum, aber keine weiteren Strukturen. Die benachbarte Galaxie (bzw. das Pärchen NGC 5544/5545 oder Arp 199) ist bedeutend schwerer und zeigt sich nur phasenweise als ovales, schwaches Gebilde.

- NGC 5798: Besser zu sehen als die benachbarte NGC 5789 (Achtung, Zahlendreher-Potential). Ein deutlicher Ball nahe an einem Vordergrundstern, keine weiteren Details, rund. NGC 5789 bleibt nur eine vage und reichlich diffuse Ahnung; ohne die genauen Grenzen nachvollziehen zu können wirkt sie beinahe ausgedehnter als 5798.


Samstag/Sonntag bringe ich wesentlich mehr Motivation mit in die Nacht, sodass ich es ausnahmsweise mal schaffe, abends länger wach zu bleiben. 21:30 Uhr steh ich wieder draußen; das Teleskop ist längst ausgekühlt und einsatzbereit. Blick in den Himmel: Ui, schön! Auffallend transparent und, naja, „dunkel“. Leider wird der Eindruck stark von den zahlreichen ultrahellen Straßenlaternen getrübt. Zu allem Überdruss lassen auch die Nachbarn gern ständig ihre Hausnummernbeleuchtung an; mehrfach muss ich mich in deren Flur hacken, um sie wieder auszuschalten. Habe Kopfhörer auf den Ohren mit dem allgegenwärtigen Rauschen des Babyphones, welches zwar etwas nervig ist, mir allerdings mental freie Bahn verschafft.


- Σ 1369: Helles, auffälliges und weites bzw. bequem trennbares Tripel. Drei Sterne reihen sich auf gerader Linie auf. Der mittlere Stern ist goldgelb, sein näherer Nachbar wirkt rötlich und der dritte scheint ins Bläuliche zu gehen, was aber auch nur ein Kontrasteffekt sein kann.

- Σ 1374: Bei 200x zeigt sich ein eng stehendes Doppel. A orange und B evtl. rotgrau oder farblos… Wegen des Helligkeitsgefälles lässt es sich schwer sagen. Nettes Objekt. Allerdings nerven mich die zahlreichen Lichtreflexe, die sich im Okular niederschlagen, und trüben den ohnehin erschwerten Beobachtungsspaß massiv.


- ι Cnc: Schön in der Übersicht, überrascht mich. Sofort ein Farbkontrast sichtbar zwischen dem goldgelben Hauptstern und dem blassblau leuchtenden Begleiter, der beinahe grünlich schimmert. Dessen Spektralklasse A deutet darauf hin, dass der bläuliche Eindruck hauptsächlich durch den Farbkontrasteffekt auf den Stern projiziert wird und nicht der reale Farbton ist. Mit höherer Vergrößerung verblasst die Sättigung dann auch gänzlich.

- NGC 2683, man nennt sie auch „UFO-Galaxie“. Helles Objekt, fällt beim Aufsuchen sofort auf, nicht zu übersehen. Länglich. Bei 138x zeigt sich der Zentralbereich inmitten der langen Lichtnadel sehr bauchig. Das Nord-Ost-Ende läuft spitzer aus, während sich die Galaxie nach Südwesten scheinbar auffächert… Was eigentlich entgegen ihres „wirklichen“ Aussehens ist, aber die unterschiedlichen Hälften fand ich eigentlich tatsächlich recht markant. Ansonsten keine weiteren Details, kein abgesetzter Kern oder Sonstiges. Die penetranten Lichtreflexe im Okular rauben mir den letzten Nerv und nehmen jeglichen Spaß an der Sache; ich bin kurz davor, frustriert das Handtuch zu schmeißen. Glücklicherweise waren erst kürzlich die lang vermissten Streulichtblenden wieder aufgetaucht, die ich kurzerhand hervorzaubere und am Hut dranfummle. Sie wirken wahre Wunder, die Reflexe sind gänzlich verschwunden – warum denn nicht gleich so. Ich bin doch ein Trottel. Dorftrottel, ha. Naja. Am Anblick von NGC 2683 ändert sich dadurch aber nichts. Bei 200x zeigen sich die schwachen Sternchen, die die Galaxie einrahmen, besonders gut.

Kaffee um 22:20 Uhr. Dank Streulichtblende kommen Spaß und Motivation schlagartig zurück. Der Himmel ist gut; stünde man zumindest am Dorfrand, würde viel mehr gehen. Den Gedanken an richtig dunkle Standorte schiebe ich schwermütig beiseite. Hilft ja nix. Windstille. Seeing durchwachsen. Es ist kühl, aber verhältnismäßig mild. Zwischendurch nochmal die Hausnummernbeleuchtung nebenan ausschalten, achja, herrlich hier.


- NGC 2793: Erst bei 138x und nur durch genaue Positionskenntnis zu sehen. Sehr schwaches und diffuses Objekt, aber hat man die Galaxie einmal gefunden, lässt sie sich auch dauerhaft halten. Rund-oval, aber keine Details. Der verschobene Kern setzt sich vom Rest der schwachen Wolke nicht gesondert ab. Bleibt auf der Liste für bessere Zeiten!


- Σ 1298: Oh, schick, auch schon bei Aufsuchvergrößerung. Ein enger Doppelstern mit großem Helligkeitsgefälle und in warm gefärbtem Schimmer. Eindruck bei 200x: A ist sehr hell und intensiv gelb, während B deutlich schwächer daherkommt und farblich nicht näher bestimmbar ist. Eventuell blaugrau. Beide stehen dicht beisammen, sind aber bequem getrennt.


- Das wiederum lässt sich von Σ 1291 nicht behaupten. Ist das so ein enges Teil? Auch bei > 200x gibt es kein Durchkommen. Schien mir manchmal länglich, bzw. wie eine „8“, aber nicht sicher reproduzierbar.


- Σ 1447: Auch eng beieinanderstehend, aber nicht weiter spannend. Die Hauptkomponente gelbweiß und das Begleiterlein allerhöchstens blass blaugrau.


- Bei Σ 1448 wartete mein persönliches Highlight auf mich. Allein der Doppelstern ist schick und zeigt sich bei 138x in einem angenehmen warmen Farbton: A goldorange und B blaulila. Mega schön. Aber nur wenig daneben und im gleichen Gesichtsfeld taucht auch die Galaxie NGC 3287 auf. Ein ovaler Nebel, relativ diffus und unerwartet ausgedehnt; bei höherer Vergrößerung setzt sich der schwache Kernbereich besser vom Rest ab – aber kein stellarer Peak, sondern eine längliche Zone. Auch die Farben des Doppelsterns verlieren bei 200x keineswegs an Intensität. Tolle Objektkombi!

- NGC 3872: Oh, was ist denn das. Bei 138x bin ich zunächst irritiert. Im Okular sind lauter Sterne, aber keine Galaxie. Ich suche und checke mehrfach die Position im Kartenwerk. Dann die Erkenntnis: Einer der vermeintlichen schwachen Feldsternchen IST die Galaxie! NGC 3872 ist so unglaublich flächenhell und kompakt, dass man sie leicht verwechseln kann; der stellare Kern dominiert den Anblick und alles, was an Halo ringsum ist, verblasst daneben. Dieser Eindruck ändert sich bei höherer Vergrößerung nur ein bisschen; der winzige Nebel dehnt sich etwas mehr aus und zeigt eine leicht ovale Form, was aber an der grundsätzlichen, untypischen Gestalt nichts ändert: Viel Kern, wenig Galaxie. Verrückt. Könnte auch ein PN mit Zentralstern sein.

- Σ 1547 bzw. 88 Leo. A ist gelb gefärbt und B leuchtet eindeutig in schmutzigem Rotgrau. Cool! Locker voneinander getrennt.

- NGC 3666, der Schluss meiner zweistündigen Doppelstern-Galaxien-Notprogramm-Sitzung. Ein dünner Streifen neben einem orangegelben Feldstern und wirkt wie dessen Geist. Bei indirektem Sehen geht der Galaxienkörper erstaunlich stark in die Breite. Ansonsten keine weiteren Merkmale zu erkennen. Haut mich nicht um.


Trotz des klaren Himmels baue ich gegen 23:45 Uhr ab. Es steht noch ein sattes Sonntagsprogramm bevor und ein bisschen schlafen muss selbst ich, obwohl ich auf dem besten Weg bin, mir den Quatsch endlich abzutrainieren.

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